Saison ohne Meisterschaft – ein Kommentar
Wer wird Erzgebirgsmeister der Volleyballsaison 2016/2017? Diese Frage geisterte den Aktiven schon einige Wochen durch den Kopf und sie motivierte auch eine nicht kleine Menge an Schlachtenbummlern am vergangenen Freitag die Reise ins grenznahe Breitenbrunn anzutreten. Auf die historische Ausgeglichenheit der 3 Spitzenmannschaften, die sich alle noch berechtigte Chancen auf die begehrte Trophäe ausrechneten, sei am Rande verwiesen. Doch irgendwie sollte alles ganz anders kommen – die Beantwortung der M-Frage – eine Ansichts- und Gewissenssache. Ein Abend mit Beigeschmack!
Die spielerische Zusammenfassung ist recht schnell umrissen und zeigt sich wie folgt: Der 2-fache Meister aus Venusberg erwischte keinen guten Tag! Unpräzise Annahmen, mangelende Durchschlagskraft und eine eigentlich nicht gekannte unorganisierte Feldabwehr paarten sich mit glücklosen und uninspirierten Aktionen. Es lief einfach nicht und keiner im Team vermochte mit seiner Leistung herauszuragen oder die anderen mitzureißen. Die 100%-Marke der eigenen Leistungsfähigkeit – an diesem Tag ein gutes Stück entfernt. Auch die frenetischen Fans verhalfen nicht die Mannschaft zu beflügeln, ihre lautstarke Unterstützung schien mehr wie eine Bürde auf ihnen zu liegen und zusätzlich zu verunsichern…
Ganz anders die orange-schwarz gekleideten Männer aus Antonsthal. Motiviert bis in die Haarspitzen gelang es ihnen auf den Punkt eine Topleistung abzurufen. Der Zuspieler – seit dem Karriereende von Michael Müller eigentlich die Achillessehne ihres Spiels – bekam ein ums andere Mal traumhafte Annahmen serviert und konnte die ganze Bandbreite der spielerischen Angriffsmöglichkeiten ausschöpfen. Wuchtig-variable Angriffsschläge, kontrollierte und geordnete Abwehrarbeit und im entscheidenden Moment das nötige Quäntchen Glück resumierten darin, dass wir von Antonsthal das beste Volleyball seit langem sehen durften – das Volleyball, um das wir sie um mehr als ein Jahrzehnt bewundert haben, was uns stets motiviert und angetrieben hat. Es ihnen gleich zu tun, war unser Ideal.
Trotz aller Unterstützung stand es bald fest – das mehr als verdiente 0:2. Den Matchball verschlagen, die Ausgangssituation verspielt! Ungeachtet der weiteren beiden Partien muss neidlos anerkannt werden, dass Venusberg diesen Antonsthalern an jenem Tag nicht gewachsen war und die Meisterschaft daher – so traurig wie es ist und trotz aller abschließender Knappheit – nicht verdient hat.
Doch es gibt auch noch eine andere Komponente – die der Regularien. Und hier muss leider ein absolutes Fehlverhalten erwähnt werden. Paragraph 5.1. der Spielordnung des VSKE regelt die sog. Spielberechtigung und erklärt, dass der Einsatz von Spielern, die in der laufenden Saison für Vereine des DVV oder SSVB aktiv waren, verboten ist. Es gibt viele niedergeschriebene Regeln und manche sind nur den vertrautesten Insidern bekannt – diese jedoch nicht! Sie kennt im Grunde jeder.
Zwar war der Einsatz des Spielers mit der Nr. 7 nicht zwingend spielentscheidend – ihr Volleyball wurde dadurch nur sehr bedingt aufgewertet – aber eben nicht regelkonform. Was muss konkret kritisiert werden?
Die Antonsthaler waren an jenem Tag ausgesprochen gut besetzt, auf einen Einsatz hätte ohne Probleme verzichtet werden können. Eine vorherige Nachfrage bei Venusberg wäre sicher befürwortet worden, sie unterblieb jedoch. Nachdem der Fauxpas offenkundig wurde, setzte man jenen Spieler im ja noch entscheidenden Spiel gegen Zschopau erneut ein, erneut ohne Not. Aufgrund der Anwesenheit des Staffelleiters und vieler langjähriger Volleyballer im Verband muss man zu dem Schluss kommen, dass der Regelverstoß billigend in Kauf genommen wurde!
Nicht nur in vergangenen Jahren, auch in dieser Spielzeit wurden diese Verstöße verbandsintern mit Niederlage und Punktverlust beschieden – Bsp. Erzgebirgsliga Mix. Dem VVV stünde daher ein zweifelsfreier Sieg zu und er hätte einmal mehr bewiesen, dass der grüne Tisch das uneingeschränkt eigene Revier ist.
Die Kritik muss sich in erster Linie an den Staffelleiter wenden. Bereits in der Vergangenheit hatte man manchmal den Eindruck, dass er bei „seinen“ Antonsthalern mit zweierlei Maß misst. Die zahlreichen ehrenamtlichen Verdienste für den Volleyballsport im Erzgebirge sollen keineswegs in Vergessenheit geraten – es ist und bleibt sein persönliches Lebenswerk was aller Honorierung wert ist. Sein Engagement zu würdigen ist unsere Pflicht! Allerdings hat dieses Ansehen am vergangenen Freitag einen herben Dämpfer bekommen – die Lichtgestalt einen Schatten! Denn die Ignorierung des Vorfalls ist eigentlich undenkbar, sie würde unschöne Signale senden!
Dass Otto Rehagel einmal versehentlich den 4. nicht europäischen Ausländer einwechselt, hätte man nicht für möglich gehalten – es ist aber passiert. Auch alten Hasen können Anfängerfehler unterlaufen. Die Konsequenz war damals: Spielverlust mit 0:2!
Sollte die Entscheidung nicht korrigiert werden, dürften alle Sportfreunde gespannt sein, wie der Verband künftig bei diesen Fragestellungen reagiert – dass sie kommen werden, ist so gut wie sicher!
Bisher hat der VVV keine Proteste eingelegt und damit Größe gezeigt – Größe, die man von jemand anderem erwartet hatte, aber vermissen musste!
Im Angesicht dessen kann sich auch der SVA nicht wirklich an der Meisterschaft erfreuen – irgendetwas bleibt zurück.
Freuen wir uns stattdessen auf neue Begegnungen der beiden Mannschaften in der nächsten Saison – spielerisch sind und bleiben sie das Salz in der Suppe und stets die besonderen Höhepunkte des Erzgebirgsvolleyballs.